Kreuzbandriss hebelt die Olympia-Träume nicht aus
Milana Korobova erhält Ansporn durch die Verleihung des Lawrence-Gough-Preises. Die 17-jährige erzählt über ihren neuen Alltag - auch im Training.
Ungewollt und anders als gewünscht in sportlicher Hinsicht stand Milana Korobova Mitte März in den bestens gefüllten Sporthallen der Friedrich-Albert-Lange-Schule im Blickpunkt. Die 17-jährige zog sich bei den NRW-Meisterschaften einen Kreuzbandriss zu. Es passierte in der Aufwärmphase. "Ich bin beim Richtungswechsel am Boden hängen geblieben, dabei war ein Knacken zu hören und das Knie hatte sich verdreht", erzählt die Sportlerin jetzt über den Moment, der ihr Leben in den Monaten danach erst einmal stark verändern sollte.
Die Zeit bis zum Turnierbeginn seinerzeit lief ihr davon. Nach dem ersten Schock und Behandlung mit Kühlakkus dehnte sie sich. Das Trainer-Team überließ der Schülerin des Humboldtgymnasiums die Entscheidung selbst, ob sie antreten mochte oder nicht. Sie entschied sich letztendlich gegen die Turnierteilnahme.
Seitdem lief sie mit Krücken, Aufenthalte in Krankenhäusern und bei Ärzten waren der Standard. Bis sie eine Diagnose erhielt, dauerte es eine Weile. Es war der im Sport so weit verbreitete wie gefürchtete Kreuzbandriss. Die ersten Belastungen folgten schon nach ein paar Tagen. "Nun mache ich Training im Sitzen mit Stoßübungen und Lektionen, denn ohne Einheiten ist es für mich einfach unvorstellbar", sagt die Solingerin über ihre vorübergehende Rolle im Rollstuhl.
Die Ärzte gaben ihr mit auf den Weg, dass sie in ungefähr sechs Monaten wieder richtig starten könne. Doch die perfekt Deutsch sprechende Schülerin ist zuversichtlich, dass dies auch schon früher mit vier Monaten Zwangspause klappt. Bis jetzt läuft der Heilungsprozess gut. "Ich geben jedenfalls mein Bestes, um die sportliche Form nicht zu verlieren."
Kurz nach ihrer erfolgreichen Operation und der Entlassung aus dem Krankenhaus erhielt sie die Nachricht, dass sie die Lawrence-Gough-Auszeichnung gewonnen hat. "Ich konnte es am Anfang gar nicht glauben, ich war gerade fünf Minuten zu Hause, als ich die Nachricht vom Trainer erhielt", erinnert sich Milana Korobova gerne an diesen schönen Augenblick.
Den Preis bei der Zeremonie im Klingenmuseum nahm Julius Dehn entgegen, einer der beiden Coaches. "Sie wird auch diese Hürde meistern und an ihre Entwicklung anknüpfen", sagte er über die verletzte Fechterin. Und sie selbst betonte, der Preis sei auf jeden Fall ebenfalls eine Ehrung für das Trainergespann, zu dem neben Dehn auch Falk Spautz zählt. "Ohne die beiden wäre ich nicht so weit gekommen".
Den Preis für die beste Nachwuchsfechterin in der Saison 2022/2023 bekam Sara Libralato, Milana Korobova gewann die Auszeichnung für den größten Entwicklungssprung. Sie erhielt ein Preisgeld von 300 Euro, das für Fechtzwecke eingesetzt werden muss.
Die Schülerin - bei der sich derzeit die Berufsziele Medizin sowie Business und Marketing heraus-kristallisieren - hat erst mit 15 Jahren angefangen zu fechten. Mittlerweile hat sie große Ziele und träumt von Europameisterschaften und Olympia. Die ehrgeizige und ganz in Richtung Leistungssport denkende Fechterin sagt, vor ihrer Verletzung sei es ihr Ziel gewesen, frei zu fechten und den Kopf frei zu kriegen. "Ich war oft unzufrieden mit meinen Leistungen und überzeugt, dass ich es besser kann." Derzeit liegt in ihrem Training - natürlich auch notgedrungen - der Fokus auf der Verbesserung der Technik. Die Athletik sei nie das größte Problem gewesen. Das Ziel der Linkshänderin ist klar: "Ich bin mir sicher, dass ich mein Leben mit dem Spitzensport verbinden möchte. Dafür versuche ich immer, das Beste zu geben."
Die in Deutschland geborene Fechterin verfügt über die Nationalität Kasachstans und lebt mit ihren Eltern russischer Herkunft in Solingen-Wald. Sie ist zuversichtlich, bald wieder ohne Krücken normal ihren Alltag leben zu können. Damit das folgenschwere Missgeschick bei den NRW-Meisterschaften von Erfolgen auf der Planche verdrängt wird. Und der Traum von Olympia & Co. konkretere Formen annimmt.
Milana Korobova erhielt den Lawrence-Gough-Preis für eine starke Entwicklung – das Talent des Fechtzentrums arbeitet im Rahmen des Möglichen schon wieder am Comeback.
Quelle: Solinger Tageblatt vom 23.04.2024 / Text: Elisabeth Schiffer / Foto: MK
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