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Die Idee des Preises

Wir, das sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Donnerstagsklasse, der letzten Klasse, die Lawrence Gough noch selbst unterrichtet hatte und dessen Unterricht wir über viele Jahre erleben durften. Wir alle haben seine unvergleichliche Art zu unterrichten immer wieder aufs Neue genossen und ihn als einzigartigen Lehrer in unser Herz geschlossen.

 

Jeden Donnerstag wurden wir von ihm mit einem augenzwinkernden „Good evening, Boys and Girls“ begrüßt. Dann servierte er jedem von uns mit einem „It's my pleasure“ lächelnd eine Tasse Kaffee oder Tee vor Unterrichtsbeginn. Sein Unterricht war kein starres Abarbeiten von Lernstoff. Es war eine gekonnte Kombination, neben dem Lernen gleichzeitig auch genug Zeit und Raum zu finden, um von persönlichen Erlebnissen zu erzählen oder von Ereignissen, die einen in den vergangenen Tagen besonders beschäftigt hatten – natürlich auf Englisch. Entlassen wurden wir immer mit einem ebenso augenzwinkernd strengen „Do your homework, please!“

 

Mit viel Humor hat er von lustigen Episoden aus seiner Jugendzeit in Irland erzählt und uns mit Tatsachenberichten aus seiner Heimat gefesselt. Immer wieder sprach er vom Fechten, das er leidenschaftlich betrieb, aber nur selten von seinen Erlebnissen, die seine Sportlerkarriere auf das Heftigste beeinflusst und sein Vertrauen in Sportsgeist, Fairness und Ehre bis ins Mark erschüttert hatten. Genaueres erfuhren wir erst durch die Veröffentlichung seiner „Gough Papers“.

 

So vergingen einige Jahre des Englischunterrichts, und wie jedes Jahr verabschiedeten wir uns in die Sommerpause, so auch im Juni 2016. Im August informierte Lawrence Gough uns dann darüber, dass er nach 46 Jahren aus dem aktiven Dienst ausscheiden und sich zukünftig dem Management von Gough International widmen wolle. Für uns kam das alles sehr überraschend und wir bedauerten diesen plötzlichen Entschluss sehr.

 

Dann überlegten wir, was denn ein passendes Abschiedsgeschenk für Lawrence sein könnte.

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Lawrence war ein begeisterter und begeisternder Lehrer, und das Verhältnis zu seinen Schülerinnen und Schülern war respektvoll und anerkennend zugleich. Immer in dem Bemühen, diese in ihrer Leistungsfähigkeit zu verbessern. Allzu gerne erzählte er uns oft von „seinen jungen Leuten“ an der FALS, wo er einmal pro Schuljahr einen Business-English-Kurs abhielt. Es machte ihm sichtlichen Spaß, mit den jungen Leuten auf seine Art zu arbeiten und zu sehen, dass sie sich begeistern liessen, wofür sich jeder Aufwand lohnte.

 

Lawrence war ebenfalls ein enthusiastischer Fechter. Seine Geschichte hierzu hat er im Winter 2015 in seinen „Gough Papers“ veröffentlicht. Diese Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, bei allen Ungerechtigkeiten und Widrigkeiten, die damit einhergegangen sind, die eigenen Ideale und Werte im Leben nicht aufzugeben. Nach Auseinandersetzungen mit dem Irischen Fechtverband wurde gegen den 19-jährigen Lawrence Gough eine lebenslange Sperre verhängt. Es brauchte Jahre, diesen Bann aufzuheben, was den Verband jedoch nicht davon abhielt, ihm bei jeder sich bietenden Möglichkeit Steine in den Weg zu legen. Erreichte Erfolge wurden ignoriert und gipfelten in Nicht-Nominierungen für die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko und 1976 in Montreal. Man muss kein Leistungssportler sein, um zu verstehen, was das für einen Sportler bedeutet.

 

Vor diesem Hintergrund entwickelte sich in unerer Gruppe die Idee eines Abschiedsgeschenks, das irgendetwas mit Fechten zutun haben sollte. Die ersten Vorschläge rankten sich um eine stilisierte Fechtwaffe oder gar ein Schwert oder eine künstlerisch bearbeitete Maske.

 

Über diese rege Ideendiskussion und -sammlung wurde es November 2016 und wir erhielten plötzlich die traurige Nachricht, dass Lawrence gestorben war. Diese Nachricht haben wir mit großer Betroffenheit und Erschütterung zur Kenntnis nehmen müssen, waren uns aber im selben Moment einig, ein bleibendes Geschenk „jetzt erst recht“ Realität werden zu lassen und aus einem Abschiedsgeschenk für Lawrence ein ehrendes Andenken an Lawrence Gough zu machen.

 

Schnell war für uns klar, der Preis sollte eine Würdigung sein für einen großen Sportler, dem viel Unrecht widerfahren ist und gleichfalls eine Anerkennung für einen Pädagogen, der mit Herzblut, Leidenschaft und mit unerschütterlicher Überzeugung seine Ideale und Wertvorstellungen an seine Schülerinnen und Schüler weitergegeben hat.

 

Wie sollte eine derartige Würdigung aussehen? Es könnte ein Preis sein, der jährlich für einen jungen Solinger Perspektivfechter ausgelobt wird. Sollte es ein Geldpreis oder ein Sachpreis sein oder vielleicht beides? Wir einigten uns auf einen jährlichen, zweckgebundenen Geldpreis, einen Wanderpokal und einen kleinen Pokal für den jährlichen Gewinner.

 

Dies haben wir im Vorfeld mit seiner Ehefrau Christine Gough abgestimmt und waren froh, neben der Zustimmung durch sie auch eine weitere Unterstützung in unserem Bemühen erhalten zu haben.

 

So nahmen wir den Kontakt zur FALS auf und stellten unsere Idee eines „Lawrence-Gough-Preises“ vor, die zu unserer großen Freude sofort aufgegriffen und fortan gemeinsam mit der FALS und mit dem Fechtzentrum Solingen weiterentwickelt wurde.

 

Was sollte das für ein Pokal sein? Wir kamen wieder auf unsere ursprüngliche Idee einer stilisierten Fechtwaffe zurück. Lawrence hatte zwar eine große Anzahl von Hieb- und Stichwaffen in der Sprachschule herumstehen, aber wie daraus einen repräsentativen Fechtpreis kreieren? Hier hatte ein Mitglied aus unserer Donnerstagsgruppe eine tolle Idee. Fragen wir doch einfach einmal bei der Jugendhilfewerkstatt an, ob die uns einen derartigen Pokal gestalten können. Gesagt, getan und sie wollten und konnten. Die Jugendhilfewerkstatt hat uns nicht nur einen wunderbaren Fecht-Wanderpokal, sondern auch den individuellen Preis für den/die Gewinner/in eines jeden Jahres hergestellt.

 

Somit schließt sich der Kreis, wahrscheinlich auch in Lawrences Sinn. Denn mit der Jugendhilfewerkstatt ist für die Preisgestaltung eine Einrichtung ausgewählt worden, welche ebenfalls mit ihrer eigenen, unverwechselbaren Art junge Menschen erreicht, die Unterstützung, Hilfe und Orientierung auf ihrem Weg in die Zukunft brauchen. Ideale, für die auch Lawrence immer eingestanden ist.

 

Und Sponsoren für den Geldpreis haben wir auch gefunden, so dass die Preisverleihung auf Jahre gesichert ist.

 

Mit Beginn dieses Jahres wird nun in Erinnerung an Lawrence Gough in jährlichem Turnus ein/e Solinger Nachwuchsfechter/in den „Lawrence-Gough-Preis“ für seine/ihre herausragenden Leistungen erhalten, der eine finanzielle Förderung vorsieht und einen Sachpreis. Ergänzend dazu wird ein Wanderpokal mit den Eintragungen der jährlichen Sieger sowie Informationen zu Lawrence Gough in einer Vitrine in der Halle des FechtZentrums Solingen e. V. ausgestellt.

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